Pastor Spohr 1729

 

Georg Ludwig Heinrich Spohr
Pastor Spohr
geb. 3.12.1729 in Deensen

Er besuchte als stud. theol. von 1749 21./4. die Universität Göttingen. 22.7.1753 wurde er Pastor in Woltershausen, einem Dorfe im ehemal. Bistum Hildesheim. Er zeichnete sich durch Gelehrsamkeit und dichterische Begabung aus.

Über einen gelehrten Briefwechsel mit seinem Bruder, dem Superintendenten, siehe diesen. Der Tod Lessings 1781 verwickelte ihn in eine literarische Fehde mit dem hervorragenden Gelehrten Konrad Heusinger, nachmaligen Rektor des Katharinen-Gymnasiums in Braunschweig. cf. Biogr. Heusingers im Gymn. Programm dieser Anstalt 1822 und Gelehrte Beiträge zu den Braunschw. Anz. 1781, St.44. In demselben Jahre erschien von ihm: Georg Ludwig Heinr. Spohr. Deutsche und französische Lieder nebst einigen Anmerkungen. Gedr. Braunschw. Waisenh. 1781. Die Gedichte zeichnen sich durch Klarheit der Sprache und Schlichtheit der Empfindung aus. 1.10.1796 - 1.4.1797 genoß sein Enkel, der nachmalige Komponist Louis Spohr , bei ihm Konfirmanden- und Schulunterricht.

Der Absicht der Familie, den jungen Louis der Musik zu widmen, setzte der Pastor Spohr lebhaften Widerstand entgegen, "da er sich unter einem Musiker nur einen Bierfidler, der zum Tanze spielt, denken konnte". "Später wurde mir," so schreibt Louis Spohr, "die Genugtuung, nach meiner so frühen Anstellung als Kammermusikus in Braunschweig, dem alten Großvater, der mich sehr lieb hatte, eine bessere Meinung von der erwähnten Künstlerlaufbahn beibringen zu können." Obwohl selber ganz unmusikalisch, ließ er doch damals seinen Enkel die Musik nicht entbehren, sondern schickte ihn die Woche zweimal nach Alfeld, wo er mit dem Kantor musizieren konnte.

 

Ein größeres historisches Werk von Pastor Spohr ist, wie es scheint, verloren gegangen. Erhalten sind im Pfarrarchiv nur von ihm herrührende "Nachrichten über die Pfarre zu Woltershausen, Irmensäul und Harbansen" vom Jahre 1801 10./12., hauptsächlich Pfarrdienst und Gebührenordnung betreffend. Die von ihm geführten Kirchenbücher zeigen eine korrekte, saubere und wundervoll klare Schrift. Im Jahre 1802 ließ er die Kirche restaurieren und ihr die noch jetzt erhaltene Gestalt geben. Als er alt und schwach wurde, ordnete der Generalsuperintendent Brackmann in Alfeld eine Vikarie an. In seinem Rundschreiben an die Geistlichen heißt es: "Mit wahrer Teilnahme habe ich erfahren, daß der Herr Pastor Spohr zu Woltershausen, der wegen seiner gründlichen Gelehrsamkeit sowohl als wegen seines rechtschaffenden Charakters und seiner bewiesenen Amtstreue unserer innigsten Hochachtung wert ist, jetzt durch schwächliche Gesundheit an der Ausrichtung seines Amtes zu Zeiten gehindert, wenigstens ihm selbige dadurch erschwert werden". Er hinterließ als Witwer 9 majorenne Kinder, 8 Söhne und 1 Tochter, und ist bestattet worden am 28. Oktober auf dem Friedhofe zu Woltershausen, seinem Wunsche gemäß "in der Stille ohne alle Cäremonien". Das von ihm über 1/2 Jahrhundert bewohnte Pfarrhaus ist 1846 wegen Baufälligkeit abgerissen worden. Verheiratet hat er sich etwa 1755 mit Sofie Katharina Schäfer, geb. 1732 im Januar, gest. 1796 19./7. in Woltershausen, vermutl. Tochter des Pastors Joh. Ph. Schäfer in Heyersum bei Gronau.

(Pastor Spohr ist Begr. des Woltershäuser Zweiges der Deensener Linie.)



Pastor Spohr starb am 23.10.1805 in Woltershausen.